SIS Pflege verstehen und richtig anwenden – (Strukturierte Informationssammlung einfach erklärt)
Die SIS (Strukturierte Informationssammlung) ist ein zentrales Instrument der modernen Pflegeplanung. Sie hilft Pflegekräften dabei, den Menschen in seiner Ganzheit zu erfassen – mit seinen Ressourcen, Gewohnheiten und Bedürfnissen. Doch was genau steckt hinter der SIS? Und wie wird sie richtig angewendet?
In diesem Beitrag erklären wir dir einfach und klar, was die SIS ist, warum sie so wichtig ist – und wie du sie professionell im Pflegealltag nutzt.
Was ist die SIS? – Eine kurze Definition
Die Strukturierte Informationssammlung (SIS) ist ein zentrales Element des strukturmodifizierten Pflegeprozesses nach dem neuen Pflegeverständnis. Sie wurde 2015 im Rahmen des Projekts „Entbürokratisierung der Pflegedokumentation“ entwickelt und soll die Pflegeplanung vereinfachen, personenzentrierter und verständlicher machen.
👉 Ziel: Die individuellen Bedürfnisse, Gewohnheiten, Risiken und Ressourcen des pflegebedürftigen Menschen ganzheitlich zu erfassen – aus der Perspektive der Pflegeperson UND der gepflegten Person.
Die 6 Themenfelder der SIS
Die SIS ist in sechs zentrale Lebensbereiche unterteilt. Diese Bereiche decken den Alltag des Menschen ab und dienen als Gesprächsgrundlage bei der Erfassung pflegerelevanter Informationen:
1. Kognitive und kommunikative Fähigkeiten
👉 Wie denkt und kommuniziert der Mensch? Gibt es Einschränkungen im Verstehen, Sprechen oder Orientieren?
2. Mobilität und Beweglichkeit
👉 Kann sich die Person selbstständig bewegen? Gibt es Hilfsmittel oder Gefahren wie Sturzrisiken?
3. Krankheitsbezogene Anforderungen und Belastungen
👉 Welche Diagnosen oder Behandlungen bestehen? Gibt es Schmerzen, Therapien, Ängste oder spezielle Bedürfnisse?
4. Selbstversorgung
👉 Wie gut gelingt es der Person, sich zu waschen, zu kleiden, zu essen oder Medikamente einzunehmen?
5. Leben in sozialen Beziehungen
👉 Gibt es Familie, Freunde oder soziale Aktivitäten? Wie wichtig ist der Kontakt zu anderen?
6. Wohnen / häusliche Situation
👉 Wie ist die Wohnsituation? Gibt es Barrieren oder Unterstützungsbedarf?
So wird die SIS richtig angewendet
Schritt-für-Schritt-Anleitung:
1. Beziehungsorientiertes Gespräch führen
- Die SIS beginnt mit einem offenen Gespräch mit der pflegebedürftigen Person (und ggf. Angehörigen).
- Ziel: Ressourcen, Vorlieben, Probleme, Gewohnheiten und individuelle Ziele ermitteln.
- Wichtig: Zuhören, notieren, empathisch sein.
2. Informationen systematisch eintragen
- Die Antworten und Beobachtungen werden den sechs Themenfeldern zugeordnet.
- Formulierung in eigener Sprache, keine Checklisten!
- Subjektive Wahrnehmung der Pflegebedürftigen zählt genauso wie fachliche Einschätzung.
3. Pflegeplanung daraus ableiten
- Aus der SIS entstehen individuelle Maßnahmen, abgestimmt auf die Person.
- Nur relevante Risiken (z. B. Sturz, Dekubitus) werden in Risikoerfassungen zusätzlich dokumentiert.
4. Laufende Beobachtung & Aktualisierung
- Bei Veränderungen wird die SIS angepasst oder ergänzt – z. B. nach Krankenhausaufenthalten oder bei neuen Diagnosen.
Vorteile der SIS in der Praxis
✅ Weniger Bürokratie – mehr Zeit für Pflege
✅ Bessere Kommunikation im Team und mit Ärzten
✅ Stärkere Einbindung der Pflegebedürftigen
✅ Ganzheitliche Sichtweise auf den Menschen
✅ Rechtssicherheit durch nachvollziehbare Dokumentation
Häufige Fehler bei der Anwendung – und wie man sie vermeidet
Fehler | Lösung |
---|---|
Nur auf Defizite fokussieren | Auch Ressourcen und Stärken erfassen |
Zu technische Sprache | In einfachen, eigenen Worten schreiben |
Gespräch wird übersprungen | Immer ein beziehungsorientiertes Gespräch führen |
Themenfeld „Krankheiten“ dominiert alles | Alle 6 Bereiche gleichwertig behandeln |
Kein Abgleich mit der Realität | Regelmäßige Aktualisierung bei Veränderungen |
Tipps für die Praxis
- Frage nicht ab – sondern höre aktiv zu.
- Denke ganzheitlich: Was ist dem Menschen wichtig?
- Dokumentiere knapp, aber sinnvoll.
- Beziehe Angehörige ein, wenn gewünscht.
- Plane regelmäßig Zeit zur Überprüfung und Anpassung der SIS ein.
Häufige Fragen (FAQs)
Für wen ist die SIS Pflicht?
Die SIS ist empfohlen für alle Pflegeeinrichtungen (stationär & ambulant), besonders im Rahmen der entbürokratisierten Pflegedokumentation. Sie wird auch vom MD (Medizinischer Dienst) anerkannt.
Muss ich alle Themenfelder ausfüllen?
Ja – auch wenn keine Einschränkungen bestehen, sollte das dokumentiert werden („keine Auffälligkeiten“ o. ä.).
Wie oft muss die SIS aktualisiert werden?
Bei Veränderungen im Zustand, z. B. nach Klinikaufenthalten, Neuaufnahmen, Stürzen oder beim Auftreten neuer Risiken.
Gibt es Vorlagen oder Formblätter?
Viele Pflegedienste und Softwareanbieter haben eigene Formulare. Der Grundaufbau mit den 6 Themenfeldern ist aber standardisiert.
Fazit: Die SIS als Herzstück guter Pflege
Die SIS macht Pflege individueller, verständlicher und praxisnäher. Wer sie richtig anwendet, schafft Vertrauen, spart Zeit und verbessert die Versorgungsqualität. Sie ist mehr als ein Dokument – sie ist ein Gespräch, ein Bild des Menschen und eine wertvolle Grundlage für professionelle Pflege.